Diesbar-Seußlitz. Um das barocke Denkmal
vor dem Abrutschen zu retten,
entsteht jetzt ein künstlicher
Felsen.Um das barocke Denkmal
vor dem Abrutschen zu retten,
entsteht jetzt ein künstlicher
Felsen.
Die handgeschachtete Baugrube ist groß
genug, dass Bernd Rösler gut darin arbeiten
kann. Platz für seinen afghanischen Kollegen
wäre darin auch noch. Doch dieser hat
am Vorspanngerät zu tun und muss schauen,
ob der im Felsen verankerte Stahl die
geforderte Kraft von 75 Kilonewton auch
wirklich aufnimmt.
Es ist früher Nachmittag und die Sonne
steht hoch am Himmel über der Seußlitzer
Heinrichsburg. Vor einigen Tagen ist an
dem bei Ausflüglern beliebten Gartenhaus
unweit vom Schloss die lang geplante Sicherung
gestartet. Von der Forststraße aus
ist das gut zu sehen, denn am Nordhang
mit den vier Stufenterrassen hat die Baufirma
einen Materialaufzug installiert. Um
zur eigentlichen Baustelle zu gelungen,
braucht es ein paar Schritte die obere Terrasse
herum auf die gegenüberliegende
Südseite. Den Weg dorthin säumen etliche
Zementsäcke. Denn es braucht Beton, um
zusammen mit reichlich Bewehrungsstahl
einen „künstlichen Felsen“ zu erzeugen,
wie Maurermeister Alexander Luchs von
der Oschatzer Firma Pfennig Bau erklärt.
Dieser soll dem knapp 300 Jahre alten
Denkmal wieder die nötige Standsicherheit
verleihen.
In den vergangenen Jahren ist das Gebäude
immer weiter zu Tal gerutscht. Millimetergroße
Risse hatten sich aufgetan. Untersuchungen
ergaben, dass die Standsicherheit
nicht mehr gegeben und Gefahr
im Verzug war. Die Gemeinde Nünchritz
als Eigentümer sah sich gezwungen zu
handeln. Doch je konkreter die Planungen
wurden, umso mehr Überraschungen gab
es. Denn das anfangs auf knapp 60 000 Euro
taxierte Bauprojekt wurde immer teurer
– zuletzt war von rund 130 000 Euro Baukosten
die Rede. Eine Herausforderung für
die Finanzierung. – Die ist inzwischen gesichert.
Aber vor Überraschungen bleibt das
Projekt nicht gefeit. Auch wenn es jetzt andere
sind. So erweist sich zum Beispiel das
Mauerwerk am Fuß des einst von Frauenkirchen-
Baumeister George Bähr geplanten
Baus als bröselig. „Je mehr man schachtet
und klopft, desto mehr kommt hinterher“,
sagt Alexander Luchs. Deshalb sollen
die Sicherungsarbeiten möglichst schnell
vorangehen. Alles in allem werden sich die
Arbeiten – auch wegen technologisch bedingter
Pausen wie Aushärtungsphasen für
den Beton – bis in den Herbst hinziehen.
Bauleiter Alexander Luchs geht davon aus,
dass es bis in den Oktober hinein dauern
wird, bis alles erledigt ist.
Besuch trotz Bauphase möglich
Neben dem neuen Einbau des Felsankers
sollen bis dahin auch noch Risse an der Fassade
verschlossen, der Putz teilweise erneuert
sowie gestrichen werden. Am Ende
soll auch der meterlange massive Träger,
der kürzlich per Kran an Ort und Stelle
kam, wieder von dem Gebäude demontiert
sein. Als Notsicherung erfüllt er solange
aber eine wichtige Aufgabe.
Besuchen lässt sich das nach dem einstigen
Seußlitzer Schlossbesitzer Graf Heinrich
von Bünau benannte Gebäude indes
auch während der Bauphase. Die dortige
Schau über den regionalen Weinbau steht
immer sonntags von 14 bis 17 Uhr offen.
Bildunterschrift:
An der Südseite
der Seußlitzer
Heinrichsburg finden
Sicherungsarbeiten
statt. Bernd
Rösler (l.) und Sayed
Mohammad Reza
Mousavi von
der Firma Pfennig
Bau führen sie
aus.