Oschatz auf Rekordkurs: Knapp 12 Meter Dämmstoff stapeln für Guinnessbuch
Zahlreiche Aktionen und über 1000 Besucher zum Jubiläum 105 Jahre Alte Filzfabrik in Oschatz
von Christian Kunze
OSCHATZ.
„Was für ein Betrieb!“ – die
Kinder bringen es im Theaterstück auf
den Punkt. In der Blockhütte der Alten
Filzfabrik stellen die Jüngsten am 1. Mai
ein bedeutendes Kapitel der Oschatzer
Stadt- und Industriegeschichte dar. Am
Feiertag wurde dort mächtig gearbeitet –
und zugleich die Jubiläen 15 Jahre Pfennig
Bau und 105 Jahre „Filze“ gefeiert.
Die meiste Arbeit hatten die Angestellten
David Pfennigs – sie türmten Dämmstoffpakete
sechs Stunden lang zu einem
11, 90 Meter hohen Turm auf. Mit Hilfe der
Krantechnik des Oschatzer Dachdeckermeisters
Henry Korn stand am Ende ein
von Notar Christian Salzig beglaubigter
Antrag auf einen offiziellen Eintrag ins
Guinnessbuch der Weltrekorde.
David Pfennig begann als Ich-AG, heute
beschäftigt er 40 Mitarbeiter aus neun
Nationen, „die meisten davon Sachsen“.
Pünktlich zum Jubiläum wurde das neue
Büro des angegliederten Baunativ-Teams
übergeben. Bisher teilten sich 13 Angestellte
des international agierenden
Online-Bau- und Dämmstoffhandels hier
einen Raum, der ursprünglich für drei Mitarbeiter
ausgelegt war.
Das markanteste Geschenk zu David
Pfennigs Firmenjubiläum kam von den
eigenen Eltern: Jutta und Siegfried Pfennig
schenkten dem Unternehmen ein
Maskottchen, passend zum Dämmestoff ein weißer Eisbär. Namensvorschläge
durften die Besucher den ganzen Tag über
einreichen. Von dieser Überraschung
wusste selbst ihr Sohn nichts.
Gezählt wurden die Namensvorschläge
nicht, stattdessen gab es eine Erhebung
der Besucher. Reichlich 1000 Menschen
kamen – nach Angaben David Pfennigs
etwa doppelt so viele wie bei der ersten
Auflage der „offenen Filze“. Bei den
Rundgängen durch die Hallen des an
inzwischen 39 Interessenten vermieteten
Handels- und Gewerbeparks wurde
schnell klar, woran die Zunahme der
Besucherzahlen gelegen haben könnte.
Sowohl Heidi Mattuschat als auch Wilfried
Smyra antworteten auf die Frage, ob
sie vor fünf Jahren schon da gewesen waren, mit „Nein“. Dafür gingen sie aber
vor geraumer Zeit regelmäßig ein und aus.
Mattuschat war als gelernte Filzfacharbeiterin
hier von 1967 bis zur Wende tätig,
Smyra als Anlagenleiter in diversen Bereichen
gar von 1955 bis 1996. „Es ist wirklich
einmalig, was sich hier alles getan
hat“, schwärmt Smyra.
Ebenfalls begeistert zeigte sich Roswitha
Steffen. Ihr Mann arbeitete in der Filze,
sie nutzt nun die Gelegenheit, die Wirkungsstätte
ihres verstorbenen Gatten
nachträglich kennenzulernen. „Hut ab,
was hier geschaffen wurde – es ist eine
fantastische Entscheidung, das auch
öffentlich zu zeigen – denn wann kommt
man sonst schon mal dazu, sich diesen
bedeutenden Teil der Oschatzer
Geschichte vor Augen zu führen.“
Die zahlreichen Aktionen rund um den
Tag der offenen Tür – wie etwa das
Kinderfilzen – nutzten auch zahlreiche
Familien. Mia Naumann und Mama
Yvonne fertigten ein Haarband aus Filz,
später ging es dann noch an den Pizzaofen,
wo sich jeder sein Mittagessen selbst
belegen und anschließend backen lassen
konnte. „Ich hole mir hier auch die eine
oder andere Anregung für die eigenen
Feierlichkeiten“, sagt Yvonne Naumann.
Als Vorstandsmitglied des Heimatvereins
Glossen ist sie immer auf der Suche nach
Ideen für eigene Feste. „Gut, dass es
Impulse dafür vor der Haustür gibt.“
Bildunterschriften:
Mit Dachlatte und Maßband wird der Dämmstoffturm gemessen.
Mia Naumann aus Glossen (links) filzt ein Haarband. Die Mitmachstände waren ebenso
gut besucht wie die Führungen in der Alten Filzfabrik