Zum 10. Mal ehrt die Handwerkskammer Leipzig auf der Fachmesse besondere restauratorische Leistungen
Von Lisa Berins Zukunftsmarkt Denkmalpflege: Für
Handwerksbetriebe ist die Sanierung
alter Bausubstanz wirtschaftlich wichtig.
Und sie bedeutet eine handwerkliche
und künstlerische Herausforderung.
Auf der Denkmalmesse, die am
Samstag endete, prämierte die Leipziger
Handwerkskammer jetzt drei besonders
gelungene Projekte, weitere
drei Betriebe erhielten Anerkennungen.
Schirmherr war Sachsens Innenminister
Markus Ulbig (CDU).
Johannes Elste nimmt den ersten
Preis, eine Urkunde und eine durchsichtige
Stele, entgegen. Ein gutes Jahr hat
der Tischlermeister aus Böhlen an der
Sanierung einer kompletten Art-déco-Innenausstattung
gearbeitet. 40 Einzelstücke
im ehemaligen französischen Konsulat
in Markkleeberg erstrahlen nun
wieder im Glanz der Goldenen Zwanziger:
1925 hatte der Verlagsbuchhändler
Adolf Bruno Schaefer die Villa in Auftrag
gegeben. „Man braucht schon viel Erfahrung
für solch ein großes Objekt“, erklärt
Elste. Die besondere Schwierigkeit: Kurz
vor dem Start der Sanierung zerstören
Randalierer Teile der Holzeinbauten mit
einer Axt. „Was ging, wurde wieder geleimt,
einige Teile mussten neu ergänzt
werden“, sagt der Tischler. Die Holzoberflächen
überzieht Elste mit Schellack
– ganz wie im Originalzustand.
„Für Leipzig ist das eine einzigartige
Art-déco-Ausstattung“, findet Wolfgang
Hocquél, Geschäftsführer der Kulturstiftung
Leipzig und Jurymitglied des Denkmalpflegepreises.
Trotzdem hat die heutige
Eigentümerin Edith Neumann keine
Fördergelder heranziehen können.
„Wir brauchen finanzkräftige Eigentümer,
aber es müssen auch Mittel für die
Sanierung alter Bausubstanz bereitgestellt
werden“, erklärt Ralf Scheler, Präsident
der Handwerkskammer zu Leipzig.
Davon profitierten dann auch die
vielen Handwerksbetriebe. Seit 1991 hat
der Freistaat 1,2 Milliarden Euro in
Städtebau und Denkmalschutz in Sachsen
investiert. „Zwei Drittel der alten
Bausubstanz konnte schon saniert werden.
Das letzte Drittel steht noch aus“,
sagt Markus Ulbig. Im kommenden Jahr
sollen zusätzliche zehn Millionen Euro
für das Landesprogramm Denkmalschutz
genehmigt werden.
Für die Sanierung des Kolumbariums
auf dem Leipziger Südfriedhof können
150 000 von insgesamt knapp 950 000
investierten Euro aus Förderprogrammen
gewonnen werden. Die aufwendige
Instandsetzung durch die DPS Denkmalpflege
Putz & Stuck GmbH aus Leipzig
honoriert die Handwerksammer mit
dem 2. Platz. „Das Besondere bei der
Restaurierung war die Wiederherstellung
der Steinputzflächen“, erklärt Bauleiter
Torsten Storch. Steinputz hat früher
den teuren Sandstein ersetzt. Für die
alte Technik der Naturstein-Imitation
lassen sich die Restauratoren extra im
Schloss Trebsen schulen.
Den dritten Platz vergibt die Handwerkskammer
an Pfennig Bau GmbH &
Co. KG für die Sanierung der Südfassade
der Mittelschule Robert Härtwig in
Oschatz. Der Fassadenputz des 1881 erbauten
Hauses war teils so locker, dass
er komplett abgeschlagen und durch
neuen ersetzt werden musste. „Es war
eine ganz schöne Herausforderung, die
ganzen kleinen Details, die Fugen und
Profilierungen auf der großen Fläche
wieder herzustellen“, sagt Geschäftsführer
David Pfennig.
Anerkennungen für herausragende
handwerkliche Leistungen erhalten zudem
die Markkleeberger Firma Stuck-
Lowe GmbH für die Restaurierung der
Fassade, der Einfriedung, des Portals
und des Innenstucks der Villa Schröder
in Leipzigs Goldschmidtstraße, der Bad
Lausicker Dachdecker Enrico Lipfert für
die Zimmerer-, Dachdecker- und Dachklempnerarbeiten
am Gemeindehaus am
Dittrichring 12 in Leipzig und Zimmerer
Ralf Peukert aus Naunhof für die Restaurierung
der Dach-, Wand- und Deckenbalkenrekonstruktion
des Fachwerkhauses
an der Hauptstraße in
Ammelshain.
Die Denkmalmesse, in deren Rahmen die
Preisverleihung stattfand, zog insgesamt
13 600 Besucher an. 453 Aussteller aus
14 Ländern zeigten ein vielfältiges Angebot.
Bildunterschriften:
Die Art-déco-Ausstattung des ehemaligen französischen Konsulats ist fachmännisch restauriert und mit dem Denkmalpflegepreis 2012 ausgezeichnet worden
Foto: André Kempner
Viel Das Kolumbarium auf dem Südfriedhof symbolisiert den Eintritt ins Paradies. Seine
Restauratoren werden mit dem zweiten Preis geehrt.