Pfennig Bau
Oschatzer Allgemeine Zeitung - 30. September 2025

Eigenheim aus Strohballen: Oschatzer Unternehmen baut erstes Fertig-Haus in Dresden

Mit vorgefertigten Elementen aus Strohballen soll das Bauen mit natürlichen Rohstoffen effizienter und für viele Bauherren praktikabel werden. Hergestellt werden die Teile in Oschatz. Wie daraus jetzt das erste Eigenheim entsteht, lesen Sie hier.

OschatzIn der Alten Filzfabrik in Oschatz soll die Brücke von einem Nischenprodukt zum Markt für die Masse geschlagen werden. Hier, in einer der Werkhallen, entstehen standardisierte Bauteile aus Stroh und Holz, die es möglich machen, innerhalb kurzer Zeit Häuser mit natürlichen Baustoffen zu errichten.

Entwickelt hat die Elemente Werner Ehrich. Der Architekt und Zimmermann blickt auf mehr als 30 Jahre Erfahrung beim Bauen mit Strohballen. Dabei begann alles mit viel Handarbeit, um an Ort und Stelle Wände mit Stroh und Lehm hochzuziehen. „Das muss doch effektiver gehen“, so sein Anspruch. Fortan machte sich Werner Ehrich ans Tüfteln und hat Bauelemente aus Holzrahmen entwickelt, in die passgenaue Strohballen eingepresst werden.

Oschatzer Baubetrieb steigt ein bei Entwicklung von Fertigteilen
„Diese Art, zu bauen, hat mich von Anfang an fasziniert. Ich habe dann jahrelang Leute gesucht, die das mitmachen“, blickt er zurück. Fündig wurde er schließlich in Oschatz, wo David Pfennig, Geschäftsführer von Pfennig-Bau und Gründer des Naturbau-Campus, Interesse hatte.

Dabei, so der Bauunternehmer, sei er zunächst skeptisch gewesen. „Ich hatte mit Bauen mit Strohballen keine große Erfahrung“, sagt er. Außerdem sei er bei Neubauten zurückhaltend. „Das machen wir kaum. Wir sind immer dafür, erst den Gebäudebestand zu nutzen und ordentlich energetisch zu sanieren.“

Dennoch: Fertigelemente aus Naturmaterial, die nicht nur Dämmschicht sind, sondern auch die Lasten eines Gebäudes aufnehmen und nach unten übertragen können – das sei ein spannendes Thema, ist Pfennig überzeugt. Gebe es bisher lediglich ein Versuchsobjekt, sei man aktuell gerade dabei, mit den Strohballen-Bauteilen das erste Haus in Dresden zu bauen. Deutschlands erstes Einfamilienhaus mit den in Oschatz produzierten Strohelementen wird von der Dresdener Architektin Valérie Madoka Naito vom Studio Naito realisiert.

Die Rahmen der Elemente entstehen aus Bauholz und werden verschraubt, die extra auf Maß gepressten Strohballen –„am besten eignet sich Triticale“, sagt Entwickler Werner Ehrich – werden dort eingefügt. Anschließend werden die 1,25 Meter breiten und 2,70 Meter hohen Teile mit Kalk und Lehm verputzt.

„Der Lehmputz kommt nach innen, er reguliert Feuchtigkeit und Temperatur und sorgt so für ein ausgeglichenes und gesundes Raumklima“, beschreibt Werner Ehrich. Wie die Außenseite gestaltet werde, hänge von den Vorstellungen der Bauherren ab. „Da ist eine Holzfassade möglich oder auch gewünschter Putz. Man wird von den einzelnen Elementen danach nichts mehr sehen“, sagt Bauunternehmer David Pfennig.

Für den Entwickler kommt es vor allem darauf an, mit den Elementen das Bauen mit Naturmaterialien effizienter zu machen. „Das geht schnell, ist regional und Stroh steht in Deutschland in Unmengen zur Verfügung“, sagt Werner Ehrich. Man wolle damit auch Wohnungsbaugesellschaften oder Gewerbebetriebe erreichen. „Das ist für Kitas und Schulen genauso denkbar, wie für Verwaltungsgebäude.“

Fertigteile im Fokus bei Fachtagung in Leipziger HTWK
Wert legt der Entwickler auf die Nachhaltigkeit seiner Elemente: Hier seien keine Folien, sondern nur Naturmaterialien verbaut, die sich leicht versetzen oder, einmal auseinander geschraubt, komplett trennen lassen. Ängste hinsichtlich der Brandgefahr zerstreut Ehrich mit dem Hinweis auf Physik: „Feuer braucht Sauerstoff. Der Ballen ist aber fest gepresst und damit hoch verdichtet – da brennt nichts.“

Vieles spreche bereits für die in Oschatz gefertigten Elemente, allein beim Preis muss noch Überzeugungsarbeit geleistet werden. Den gibt der Entwickler derzeit mit 180 Euro pro Quadratmeter an. „Das ist noch teurer als eine Wand mit Gitterziegeln.“ Hier soll sich noch etwas tun, wenn die Produktion weiter optimiert wird. Wie genau das aussieht, wird am Mittwoch zur Fachtagung „Nachhaltig Bauen und Sanierung“ an der Hochschule HTWK in Leipzig vorgestellt.

Dann werden auch Säge und Presse für die Strohballen im Einsatz sein, die für die in Oschatz in Serie hergestellten Elemente genutzt werden. „Das Interesse ist da“, freut sich Unternehmer David Pfennig und verweist auf weitere Anfragen für Bauprojekte mit Strohballen. Abgesehen von Neubauten, würden sich die Elemente auch bei Sanierungsobjekten eignen. „Die Konstruktion ist so leicht, dass man damit auch aufstocken kann, etwa, wenn alte Ställe umgenutzt werden sollen“, nennt Werner Ehrich ein Beispiel.
Bildunterschrift:
Architekt Werner Ehrich (r.) hat die Bauelemente aus Stroh entwickelt. Gemeinsam mit Bauunternehmer David Pfennig setzt er jetzt das erste Eigenheim damit um. Deutschlands erstes Einfamilienhaus mit den in Oschatz produzierten Strohelementen wird von der Dresdener Architektin Valérie Madoka Naito vom Studio Naito realisiert.

Von Jana Brechlin