Pfennig Bau
Oschatzer Allgemeine Zeitung - 13. November 2025

Oschatzer Module aus Stroh und Lehm für innovativen Hausbau in Dresden

Am Elbhang entsteht das deutschlandweit erste Eigenheim in nachhaltiger Modulbauweise. Das Projekt soll in Zukunft weitere Bauherren überzeugen.

Oschatz. Am Dresdener Elbhang entsteht derzeit ein Traumhaus – lichtdurchflutet und mit weitem Blick in die Umgebung. Doch das Besondere ist nicht allein die Lage, sondern vor allem die Bauweise. Es ist deutschlandweit das erste Haus, das in neuartiger Modultechnik aus Stroh und Lehm entsteht. Und die Bauteile dafür kommen aus Oschatz.

Das Eigenheim mit 180 Quadratmetern Wohnfläche auf zwei Etagen soll zur Mustervorlage werden und künftig noch mehr Bauherren überzeugen. Die Pläne dafür kommen von der Dresdner Architektin Valérie Madoka Naito. Sie hat das Haus entworfen und betreut den Bau.

Bauteile aus Oschatz bestehen aus Holz, Stroh, Lehm und Kalk
Mit ihrem „studio naito” setzt sie konsequent auf nachhaltiges Bauen. Zuletzt hat sie zehn Jahre lang das „eco-Quartier“ mit rund 100 Gebäuden auf neun Hektar Fläche im bayerischen Pfaffenhofen als Projektsteuerin und Projektleiterin betreut. Jetzt hat sie den Anteil natürlicher Materialien noch einmal deutlich erhöht. Das Haus in Dresden besteht vor allem aus Lehm, Stroh, Kalk und Holz.

Gefertigt werden die Elemente bei Pfennig-Bau in Oschatz, wo man viel Wert auf Nachhaltigkeit legt. „Stroh, das vor Naundorf geerntet wird, kommt hier bei den Modulen zum Einsatz und wird in Dresden verbaut. Kürzer und regionaler geht es fast nicht“, sagt Unternehmer David Pfennig.

Bauherr Alexander Schrode, der mit seiner Familie das Haus bewohnen wird, hat sich bewusst für diese Bauweise entschieden. „Nachhaltigkeit liegt uns sehr am Herzen.“ Nachdem ein Öko-Fertighaus mit seinen schweren Bauteilen wegen der schmalen Zufahrt auf das Hanggrundstück ausgefallen war, sei er bei seiner Recherche auf die Strohbauweise gestoßen.

Die Bauweise und der Zuspruch der Architektin, dass trotz herausfordernder Grundstückssituation das Wunschhaus entstehen kann, hätten die Familie überzeugt.

Seit dem Baustart erfährt das Haus großes Interesse, Reporter und Fernsehteams waren bereits am Elbhang. Und Bauherr Alexander Schrode will auch künftig mithelfen, das Projekt bekannter zu machen. Dafür hat er eigens einen Internet-Auftritt (strohhaus-dresden.de) gestaltet und will nach dem Einzug Interessenten Übernachtungen anbieten.

„Es gibt kaum Möglichkeiten, diese Bauweise zu erleben. Das wollen wir ändern“, kündigt er an. Vom Freistaat bekommt die Familie Förderung für bestimmte innovative Bauteile, weshalb auch das Land Sachsen auf Öffentlichkeitsarbeit setzt, um Projekte wie dieses bekannter zu machen.

Hat Stroh das Zeug zum massentauglichen Baustoff?
Die Modulbauweise lasse sich leicht auf größere Projekte übertragen, ist die Architektin überzeugt. „Die Zeit ist reif für eine klimapositive, energieautarke und abflussfreie Strohballensiedlung“, sagt sie. „Man kann mit Stroh unglaublich viel machen – es ist regional, nachhaltig und vollkommen kreislauffähig.“

Alles sei vollständig biologisch abbaubar, schadstofffrei und sorge für ein Raumklima, das kaum gesünder sein könnte. „Das ist traditionelles Bauen reloaded“, sagt Naito. „Es ist eine ideale Umgebung für Menschen mit Allergien, weil keine künstlichen Stoffe oder Ausdünstungen vorkommen.“

Bauteile aus Oschatz sind Neuentwicklung
Die Module sind eine Pionierleistung aus Oschatz. Gefertigt werden sie in der alten Filzfabrik bei Pfennig-Bau – entwickelt hat die Strohelemente der Zimmermann Werner Ehrich. Die Bauteile für Dresden sind 1,25 Meter breit, 2,50 Meter hoch und 45 Zentimeter stark. In einem Holzrahmen wird das Stroh auf die exakten Maße gepresst. So entsteht ein hochverdichtetes, stabiles Bauelement.

„Durch die totale Verdichtung gibt es keine Brandgefahr, und auch Mäuse kommen nicht hinein“, erklärt Valérie Madoka Naito. Mit Lehm- und Kalkputz versehen, erfüllen die Elemente alle gängigen Brandschutz- und Dämmstandards.

Workshops für Interessenten und Bauherren
Ein Projekt dieser Art erfordere Offenheit und Mitdenken auf allen Seiten – besonders bei den Bauherren und Handwerkern. „Mir ist wichtig, dass alle Beteiligten das Konzept verstehen und mittragen“, betont Naito.

Deshalb fließen in Entwurfs-Workshops die Wünsche und Ideen der zukünftigen Bewohner in die Grundrissplanung direkt ein. Anschließend entsteht eine detaillierte Ausführungsplanung, die sowohl gestalterische als auch technische Aspekte zusammenführt. „So wird das Haus wirklich zu dem, was die Menschen brauchen – und was sie sich wünschen.“

Die Materialversorgung sei unkompliziert: Lange Transportwege entfallen, und Stroh wächst jedes Jahr nach. Architektin Valérie Madoka Naito möchte zeigen, dass nachhaltiges Bauen nicht nur ökologisch sinnvoll, sondern auch wirtschaftlich konkurrenzfähig ist. „So ein Haus kostet nicht mehr als ein normaler Neubau“, sagt sie.

Ihr Traum bleibt eine ganze Siedlung aus Strohballenhäusern – schnell, seriell, gesund und bezahlbar. Der Prototyp dafür entsteht gerade am Elbhang aus traditionellen Materialien und mit moderner Technik.
Bildunterschriften:
Am Dresdner Elbhang entsteht derzeit ein Haus in neuartiger Modulbauweise aus Stroh und Lehm. Die Elemente dazu sind eine Neuentwicklung und werden in Oschatz hergestellt.
Valérie Madoka Naito ist die Architektin, nach deren Entwürfen das Haus in neuartiger Bauweise entsteht. Ihr Traum ist es, eine Strohballensiedlung umzusetzen.

Von Jana Brechlin