Jede Heizung ist möglich in Oschatz:
Experten geben Entwarnung bis 2028
50 Teilnehmer informieren sich bei Stefan Vetter, Frank und Philipp Schneider sowie David Pfennig über das neue Gebäudeenergiegesetz.
Oschatz.
Die Verunsicherung war in
den vergangenen Monaten bei
Haus- und Wohnungsbesitzern groß.
Viele Fragen standen im Raum. Wie
werden die neuen gesetzlichen Vorschriften
beim Heizen und bei der
Wärmeversorgung aussehen? Muss
eine neue Heizung eingebaut werden?
Kann man sich angesichts steigender
Energie- und Brennstoffkosten
noch eine warme Wohnung leisten?
Und welche modernen und zeitgemäßen
Heizmöglichkeiten gibt es?
Zumindest ein Teil dieser Fragen
konnte bei der ersten öffentlichen
Veranstaltung des Oschatzer Naturbaucampus’
geklärt werden. Eingeladen
hatten Frank Schneider von
der Oschatzer Firma Bad und Heizung
Schneider und David Pfennig
von der Oschatzer Firma Pfennig
Bau. Um einen Überblick über die
derzeitige Situation zu geben, hatten
die beiden Stefan Vetter, Energieexperte
und Diplomingenieur von der
Sächsischen Energieagentur SAENA
eingeladen. Rund 50 Gäste aus
Oschatz und dem Umland waren gekommen,
um sich hier aus erster
Hand zu informieren.
„Wir hatten diese Veranstaltung
ganz bewusst auf diesen Zeitpunkt
gelegt, weil wir gehofft haben, dass
wir jetzt schon etwas mehr über die
gesetzlichen Vorgaben wissen. Doch
so ist es leider nicht“, so Frank
Schneider. Warum dies so ist, konnte
Stefan Vetter aufklären: „Es gab viele
Befürchtungen im Vorfeld wie: Die
Heizung muss raus. Öl und Gas werden
verboten. Das ist Quatsch, das
wird es so nicht geben. Das Gesetzgebungsverfahren
ist noch in vollem
Gange. Der Kabinettsentwurf steht.
Das sogenannte Gebäudeenergiegesetz
wird jetzt im Bundestag diskutiert.
Das ist der Stand der Dinge“,
so Vetter, der auf einzelne Aspekte
einging und betonte, dass das Ziel, 65
Prozent der Heizenergie, durch erneuerbare
Energie abzudecken,
trotzdem steht. Er beleuchtete zahlreiche
Fakten:
Gibt es für Hausbesitzer jetzt einen
Handlungszwang?
Man muss nicht die Dinge, die im
Gesetz stehen, zwingend umsetzen.
Für alles, was nicht wirtschaftlich
darstellbar ist, kann man sich befreien
lassen. Das gilt auch, wenn es
bautechnische Grenzen gibt. Und
die Behörden haben in diesen Fällen
auch zu befreien.
Muss der Gebäudebesitzer sofort
in Sachen Heizung aktiv werden?
Jetzt sind erst einmal die Kommunen
am Zug. Sie sind angehalten,
den Ausbau von lokalen Wärmenetzen
voranzutreiben. Erst muss die
kommunale Wärmeplanung vorliegen
und erst dann ist der Hausbesitzer
bei einer Heizungserneuerung
an die neuen Vorgaben gebunden.
Oschatz ist eine Stadt mit mehr als
10 000 Einwohnern. Da gibt es einen
zeitlichen Aufschub bis 2028. Bis dahin
kann man jede bisher übliche
Heizung einbauen oder auch herkömmliche
Heizungen reparieren
lassen.
Sollte sich der Hausbesitzer trotzdem,
mittel bis langfristig, mit dem
Thema Wärmepumpe anfreunden?
Die Bundesregierung setzt beim
Umstieg von fossiler Heizenergie auf
erneuerbare Energie auf Wärmepumpen.
Dazu gibt es auch entsprechende
Förderprogramme, welche
die Investitionskosten senken. Dann
ist davon auszugehen, dass die Preise
für Gas, Öl, Kohle oder Pellets eher
steigen als sinken. Es ist aber bei
elektrischer Energie sehr wahrscheinlich,
dass es Wärmpumpentarife
geben wird, so dass sowohl bei
den Investitionen als auch bei den
Betriebskosten eine Wärmepumpe
attraktiv erscheint.
Was kann man als Gebäudeeigentümer
jetzt schon tun?
Als Eigentümer kann man jetzt
schon viel machen. Man kann den
Gebäudebestand und den derzeitigen
Stand der Wärmedämmung ermitteln.
Man kann den bisherigen
Wärmeverbrauch und die dadurch
anfallenden Kosten ermitteln und
man kann mit Fachfirmen oder Energieberatern
in Kontakt treten, um
sich umfassend zu informieren, um
die langfristige Entscheidung zu
untermauern. Die Umstellung auf
Wärmepumpen ist mit flankierenden
Maßnahmen wie Dämmung oder
Fensterwechsel verbunden. Hier
kann man schon vorausschauend tätig
werden. Die externe Beratung ist
unverzichtbar, da es keine Lösungen
von der Stange gibt und auch Berechnungen
zur Dimensionierung
der Wärmepumpe notwendig sind.
Kommentar: Energiewende
vorbereiten
In den vergangenen Monaten ist rund um
das Thema Energiegebäudegesetz und
dem Einbau von Wärmepumpen viel Unsicherheit
geschürt worden. Damit wollte das
Oschatzer Informationsforum zu Wochenbeginn
aufräumen. Zumindest die Teilnehmer des
Forums dürften jetzt zum Stand der Dinge informiert
sein. Weitere Entwicklung durch die Diskussion
im Bundestag sind ausgenommen. Und
was ist das Fazit? Bis 2028 zumindest wird sich
für den Einwohner in der Stadt Oschatz nicht
am jetzigen Zustand ändern – alles ist erlaubt.
Ob das gut oder schlecht ist, das mag jeder Gebäudeeigentümer
für sich entscheiden. Schlau
ist zumindest derjenige, der die aufgeschobene
Zeit nutzt, um sich auf die Energiewende in den
eigenen vier Wänden vorzubereiten. In den
kommenden vier Jahren lassen sich manche
Vorhaben planen und umsetzen – vor allem im
Bereich der Wärmedämmung. Die schlagen
sich dann auch sofort wieder positiv bei den
Betriebskosten nieder, sind also kein rausgeworfenes
Geld. Außerdem werden viele Menschen
in der Region werden in der nächsten
Zeit wahrscheinlich von ihrem Versorger die
Senkung der Stromtarife mitgeteilt bekommen.
Das dürfte zumindest bei den Betriebskosten
ein Pluspunkt für die Wärmepumpe. Aber auch
Alternativen mit 65 Prozent grüner Energie sind
druch den Gesetzgeber zugelassen.
Bildunterschriften:
Stefan Vetter legt den Teilnehmern der Infoveranstaltung den aktuellen gesetzlichen Stand dar. Rund 50 Zuhörer waren bei der Inforunde dabei.
Vor dem Seminarraum von Baunativ in der Alten Oschatzer Filzfabrik präsentierten Hersteller Wärmepumpen und erläuterten die Funktionsweise